„Das Etikett „Folk“ wird dieser außergewöhnlichen Band kaum gerecht, auch wenn neben den Akustikgitarren von Richardson und Tom Cowan vor allem „klassische“ Instrumente auftreten. Tatsächlich sind Folk-Motive nur eine Facette im zuweilen unvorhersehbaren musikalischen Vexierspiel der Sons Of Noel & Adrian.“

So befand die FAZ schon anlässlich ihres letzten Albums “Knots” (2012). Seither haben sich Sons of Noel and Adrian nur noch weiter verkrochen – in ihrem Akronym, einem minimalistischen, maskenartigen Artwork und Songlängen, die die 5-Minuten-Grenze zu keiner Zeit unterschreiten.

Folk findet hier höchstens noch in rudimentärer, stark elektrifizierter Form statt – bestenfalls als Ausgangspunkt einer langen Reise. Der schmerzhafte Bariton von Jacob Richardson wird sofort umgarnt, manchmal beinahe verdrängt von den zwei duellierenden Vokalistinnen Catherine Cardin und Emma Gatrill. Deren abstrakter Sirenengesang definiert die Lieder, Klarinette, Trompete und Hörner tauschen Riffs und lassen sie immer wieder in ausufernde Instrumentalpassagen münden, in irrlichternde Gitarrensoli, minimalistisch dronendes Synthie-Geweb…Wo man dabei landet, bleibt schwer zu bezeichnen. Prog Rock, Free Jazz, Neo-Klassik – Genre-Bezeichnungen gehen zügig wieder über Bord.

Obwohl die Band seit 2012 ihre Besetzung von 13 auf wesentlich handhabbarere
9 Mitglieder reduziert hat, ist das wohl markanteste Merkmal ihres dritten Albums dessen enorme Heavyness – die Wucht mit der Schlagzeug und Bass, die Lieder zusammenhalten, die miteinander verschränkten E-Gitarren, kirchengroße Orgel- und Synthesizerflächen. Viele Elemente dieses Albums sind filigran und kunstfertig, nichts daran ist leise.

Dass diese Band live einer Naturgewalt gleicht, kann man sich schon nach einigen Takten des Openers “Perses” zusammenreimen. Tatsächlich wurden die sechs fast grenzenlosen Stücke des neuen Albums ausgiebig auf der Bühne getestet bevor die Band sie live in den Brighton Electric Studios einfing. Unter anderem spielten SONAA “Turquoise Purple Pink” in voller Länge auf dem Green Man Festival, und wurden von The Observer prompt zu deren größter Entdeckung ausgerufen und folgendermaßen lesenswert umschrieben:

“In the front: two girls doing Cocteau Twins-like ethereal vocals and faultlessly choreographed dance moves, occasionally breaking off for a drum or clarinet solo. In the back: the band (three on guitar and bass, two drummers) blast out funky basslines, building crescendo and noise levels that would make My Bloody Valentine proud.”

Sons of Noel and Adrian haben sich über drei Alben hinweg gleich mehrfach neu erfunden. Ihre Besetzungsliste liest sich wie ein Best-of der britischen Folkszene. Die personellen Überschneidungen und Backing Band-Aufgaben reichen von Laura Marling über Bear’s Den, The Miserable Rich, The Leisure Society bis Mumford & Sons.

Während ihr selbstbetiteltes Debüt von 2008 – damals vom Musikexpress als “Kollektivalbum des Jahres” gelobt – die Intimität und Lo-Fi Ästhetik von Bonnie ‘Prince’ Billy mit der Tragweite und Dynamik von Godspeed You! Black Emperor verband, markierte “Knots” 2012 bereits jenen Schritt, der bei Dylan einst “ to go electric” genannt wurde und ganz neue Einflüsse erforscht. Allen voran das Gitarrenspiel der Jazz- und Postrock-Szene Chicagos mit prägenden Figuren wie Doug McCombs und Dave Pajo. Auch wenn “Knots” bereits ein reichlich solitäres Album war – “Turquoise Purple Pink” lässt all jene Verweise und Zusammenhänge nur noch weiter hinter sich. Es ist eine Art Ankunft und wie bei den Seereisen der großen Entdecker muss der Ort, den sie damit erreichen, erst noch benannt werden.


Zeit.de

"Da die [...] Mitglieder ihr zeitgenössisches Instrumentarium jedoch konsequent verjazzen, erschafft das Kleinorchester aus Brighton auf dem offiziell dritten Album seit 2008 ein Stilkompedium, das es so- ehrlich!- noch nie gegeben hat." (Jan Freitag)

ECLIPSED (12/16)

"Was das von 13 auf neun Musiker zusammengeschrumpfte Ensemble mit seinen sechs neuen Tracks zu Gehör bringt, ist eine irre Mixtur aus Artrock, Free Jazz, Avantpop und Kammermusik. [...] Ein faszinierendes Album, weil es nicht nur wunderbar unterhält, sondern auch das riesige Potenzial dieser Gruppe offenbart. "(Joe Asmodo)

Deutschlandfunk

"Wuchtig und Monumental ist die Musik auf ihrem neuen Album Tourquoise Purple Pink. Ein bisschen experimentierfreudig und risikobereit sollte man schon sein, wenn man sich auf die musikalische Odyssee von Sons of Noel and Adrian einlässt. Dafür wird man mit "Turqouise, Purple, Pink" belohnt einem neuen Kontinent, der erst noch benannt werden muss."

1 Perses
2 So Obscene
3 Lay Down In The Drone
4 Turquoise Purple Pink
5 Children of Lewes
6 I Love You So Much I Want To Stab You In The Eye