Vor etwa acht Jahren ist Stefan Prange, kreativer Kopf und Songwriter von The Green Apple Sea aus Nürnberg aus Abscheu vor den Mechanismen des modernen Lebens raus aufs Land gezogen. Er hat sich langsam aus dem Indie-Szeneleben verabschiedet, statt Musik zu machen Kartoffeln gezüchtet und eine G-Jugend Fußballmannschaft trainiert. Er wollte nicht mehr Musiker sein oder Lieder schreiben. Er wollte nie wieder live auftreten. Sein Home war sein Castle. Das einzige Problem: das war seinen Liedern egal. Die kamen trotzdem und schienen auch noch gut zu sein. Also hat Prange angefangen, die Lieder heimlich auf sein Telefon zu singen und Stromrechnungen mit Texten voll zu kritzeln. Auch seine ehemalige Band, der er die Fragmente dann doch irgendwann zusteckte, fand das neue Zeug prima. Stefan Prange hat sich dann immer mehr aus der Fußballtrainer-Szene verabschiedet und statt Kartoffeln zu züchten ist er sonntags bei Open-Mic Veranstaltungen aufgetreten, um die neuen Songs zu testen. Dann fuhr er nach London, um dort eine Communion Records Clubnight zu spielen und eine Daytrotter-Session aufzunehmen. Beides Träume seiner schlaflosen Nächte. Kurz darauf ging die Band wieder ins Studio, eine Platte aufnehmen. Das dauerte vier Jahre. Jetzt ist sie fertig und heißt: „Directions“. Die Aufnahmen zu „Directions“ waren dann das schwierigste, was The Green Apple Sea bis dato erlebt hatten. Nach dem vielgelobten Vorgängeralbum „Northern Sky/Southern Sky“ von 2010 und Pranges langer Schaffenspause wollten sie eine gute Platte machen. Alles dauerte länger als geplant. Jahre. Jahre. Jahre. Geblieben ist der The Green Apple Sea-typische, organische Band-Sound, bei dem alles verwoben ist, gleichzeitig aber jedes Instrument, jede Melodie seinen Platz hat und hörbar ist. Gesänge und Chöre bleiben eines ihrer Markenzeichen und fast jeder Song stellt eine Art Erkennungsmelodie an den Anfang, die meist von Produzent Christian „Wuschi“ Ebert am Keyboard oder Klavier gespielt wird. Die Melodie als Grundzutat des Songwritings. Das Lied fängt an und man weiß sofort welche Band da gerade spielt. The Green Apple Sea verstehen es wie kaum eine andere Band, Melancholie und Bitterkeit mit perlenden, Country-infizierten Popsongs zu verbinden. Aber es ist nicht allein der innere Widerspruch, der herrlich irritierende Kontrast zwischen Text und Musik, der diese Band so besonders macht. Natürlich sind es auch die Songs. Diese geschnitzten, gedrechselten Songwriting-Prototypen. Falls jemals jemand fragen sollte, was eigentlich genau Songwriting bedeutet, spiele man dieser Person einen beliebigen Titel von TGAS vor. Damit sollte die Frage beantwortet sein.Jedes der Stücke auf „Directions“ hat eine solch entwaffnende Strahlkraft, dass man beim Hören allmählich begreift, warum Komposition und Produktion acht Jahre gedauert haben. Und es scheint, als wollten TGAS hiermit dem Begriff „Album“ seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben. War doch ein Album früher nichts anderes als eine Sammlung zuvor erschienener Singles. Genau so klingt „Directions“, nämlich, wie eine Zusammenstellung von Stücken, die jedes für sich allein stehen wollen. Die keine Nachbarschaft und eigentlich auch keinen Zusammenhang brauchen. Viele der Songs auf „Directions“ beschreibt Stefan Prange als „eine Art Post-Coming-Of-Age-Sache“. Im Erwachsenenalter angekommen sein, gebrochene Biographien, noch viele Eigenschaften und Handlungsweisen eines Jugendlichen beibehalten, aber irgendwie dann doch akzeptieren, dass die Jugend endgültig vorbei ist. Sich den Zwängen und den plötzlich arg beengten Freiräumen hingeben, in die man sich da kürzlich hereinmanövriert hat. In allen Belangen: Job, Beziehung, Verantwortung für andere. „Floaters“ und „Please Slow Down“ handeln direkt von diesem Themensumpf. Auch die Beziehung zum Partner ändert sich, wird tiefer. Rollen werden getauscht, der Alltag kommt dazu. „Change Of The Weather“, „Words Can Be Wrong“und „Hundred Times A Day“drehen sich direkt um Beziehungsthemen. „We Don’t Want To Hang Out With You“ist ein Song über Kinder, bzw. was Eltern oder andere in Ihnen sehen wollen. Gleichzeitig stellt der Song fest, dass mit den neuen Menschen auch eine Neuorientierung der Eltern stattfindet – eine Art Desintegration, Abgrenzung von den eigenen Eltern und Abschottung dieser neuen „Gemeinschaft Familie“ nach außen hin. Außerdem gibt es auf dem Album die ersten intensiveren Begegnungen mit Krankheit und Tod, sei es von Freunden, Verwandten oder den Eltern. „Grey Grey Sky“handelt von jemandem, der aus dem Koma zurück ins Leben kommt. Koma-Patienten rudern nach dem Erwachen wild mit den Gliedmaßen, als würden sie zurückfallen ins Leben. Über die Hälfte der Songs auf „Directions“ sind auf einer alten Höfner-Gitarre mit einer offenen D-Stimmung geschrieben und gespielt. Die Gitarre hatte Prange vor einigen Jahren gegen ein Doppelkassettendeck eingetauscht. Bei vielen Songs verwendet er eine Zupf-Technik, die „Flat-Picking“ heisst und einst von Doc Watson bekannt gemacht wurde. Pranges intensive Beschäftigung damit führte schließlich zum „Doc Watson Dream“. Der Liedtext ist im Übrigen eine Ansammlung wahrer Begebenheiten aus dem seltsamen Leben des Stefan Prange. Wie es am Ende weitergeht mit The Green Apple Sea? Stefan Prange möchte einmal auf dem Rolling Stone Weekender auftreten, einmal bei „NPR first listen“ gelistet werden, eine halbwegs okaye Besprechung im Mojo-Magazin kriegen und eine „KEXP Live Session“ einspielen. First we take the Fußballplatz then we take the Weissenhäuser Strand. Das sollte doch alles zu schaffen sein! INTRO "Der Moll-Grundton des Vorgängers weicht auf »Directions« einem verträumten Uptempo-Vibe, der selbst bei Zeilen wie »Every day now I wonder why there must be so much pain« (»Hundred Times A Day«) oder »Please don’t you go away from me« (»The Change Of Weather«) fast immer den Kopf ein Stück weit oben halten kann, obwohl der Abschied hörbar schmerzt.“ FLIGHT13 „Dunkle Texte bleiben, doch treffen hier auf berührend-ermutigende Musik. Großes, neues Comeback!“ Südwest Presse „Bei The Green Apple Sea ging es nie um Marketing oder Karriere, sondern immer nur um Musik. Mit „Directions“ liegt nun das vierte Album in 18 Jahren Bandgeschichte vor. Und: Das fränkische Kollektiv macht da weiter, wo es 2010 mit „Northern Sky, Southern Sky“ aufgehört hat: betörend schöne Songs, zu Herzen gehende Harmonien, kristallklare Arrangements. Wie lässig Stefan Prange & Co gut abgehangene Ohrwürmer wie „Doc Watson Dream“ aus dem Ärmel schütteln, das ist einfach ein kleines Wunder.“ Auf anhören 1 Doc Watson Dream 2 Floaters 3 Please Slow Down 4 The Change Of The Weather 5 Which Side Are You On? 6 Words Can Be Wrong 7 Hundred Times A Day 8 We Don’t Want To Hang Out With You 9 There’s Nothing Wrong With Love 10 December 11 Grey Grey Sky About eight years ago Stefan Prange, creative head and songwriter of The Green Apple Sea from Nuremberg,decided to move to the countryside out of despise for the mechanisms of modern day life. He slowly said his farewells to the Indie music scene, planted potatoes instead and trained the local kids football team. He didn’t want to be a musician anymore, songwriting was not an option either. He was sure, he never wanted to play live again. His home was his castle. The only problem: his songs didn’t think much of that. They kept coming and somehow even seemed alright at first glance. Hence, Prange began singing them into his phone, in secret of course, and scribbling down lyrics on electricity bills. His former bandmates, to whom he eventually slipped his new ideas, were as enthusiastic about the new songs as he was. So step by step Stefan Prange said goodbye to his football coach job and instead of growing potatoes, he entered Open-Mic nights on Sundays, to test the new songs in front of an audience. Subsequently he travelled to London to play a Communion Records Clubnight and a Daytrotter Session – things that laid beyond his wildest dreams. Shortly after, the band went into the studio and began recording a new album. Ittook them four years. It is here now and goes by the name “Directions”. The recording of “Directions” was more difficult than any of its predecessors for The Green Apple Sea. They wanted to create something really good after Pranges long creative break and their last record “Northern Sky/Southern Sky” (2010), which had received rave reviews upon release. Everything took longer than planned. Years and years and years. What remains is the organic band sound which is so typical for The Green Apple Sea. Everything is intertwined and yet, every instrument and every melody has its place and remains distinguishable. Choirs and harmonies stayone of their trademarks and almost every song starts with a signature melody, most of them played by producer Christian “Wuschi” Ebert on keyboard or piano. Melody as the basic ingredient of songwriting. The song starts and everyone immediately knows which band is on. Like almost no other band The Green Apple Sea know how to connect melancholy and bitterness with sparkling, country influenced pop songs. However, it is not only the inherent contradiction, the splendid contrast between lyrics and music, which makes this band so extraordinary. It’s also the songs. These handcut, finely crafted songwriting prototypes. If anyone should ever ask what songwriting is about, just play them any random title by The Green Apple Sea. This should answer the question. Each and every song on “Directions” has got such a disarming radiance it seems crystal clear why it took them eight years to come up with them. It feels as if they are going back to the term ‘album’ in it’s original sense with “Directions” – a collection of singles. This is not a album on which songs depend on one another, they don’t require the context or the neighbourhood. Each and every one deserves the limelight.